Philosophie Frühjahr 2018 Programmübersicht

Philosophie Frühjahr 2018
GG 558, Bernhard Christoph Francke (gest. 1729), Gottfried Wilhelm Leibniz, Leinwand 81 x 66 cm

Wir haben für Sie 4 Vorträge aus unterschiedlichen Bereichen der Philosophie ausgewählt.

Ort:                 Katharina-von-Bora-Haus, Fischacker 10, 82335 Berg
Termine:          jeweils Mittwoch 10 Uhr bis etwa 12 Uhr mit Kaffepause
Kosten:           Für den ersten Vortrag 12,-€, für die weiteren bitten wir jeweils um eine Spende
Info:                Telefon 08151-50046 ( Friedel Mollerus ), e-mail b.mollerus@gmx.de


Mittwoch, 04.04.2018 – Dr. Laura E. Herrera Castillo, Berg

Die Entstehung des Individuums –  Ein Dialog zwischen Kunst und Philosophie


Die geistesgeschichtliche Epoche der Renaissance markiert den allmählichen Übergang vom mittelalterlichen zum neuzeitlichen Denken. Vor dem Hintergrund tiefgreifender historischer Umbrüche bildet sich in dieser Zeit auf verschlungenen Wegen die Idee des Individuums heraus: Der Mensch sieht sich nicht mehr ausschließlich als von Gott geschaffenes und von dessen Allmacht abhängiges Geschöpf, sondern beginnt, sich als einmaliges, seiner selbst bewusstes Wesen zu begreifen.

Der Vortrag zeichnet diese Entwicklung exemplarisch anhand zweier, miteinander verschränkter Bereiche nach: Der Entdeckung der Perspektivität in der Kunst und der Entstehung des Gedankens der Individualität in der Metaphysik. In philosophischer Hinsicht werden zwei Denker im Mittelpunkt stehen: Zum einen der Kardinal Nicolaus Cusanus (1401-1464), zum anderen der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (1746-1716). Während der erste gewissermaßen den Beginn des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit repräsentiert, steht Leibniz auf dem Höhepunkt dieses Prozesses.


Mittwoch,  11.04.2018 – Dr. Bernd Mollerus, Berg

Kann das Niedere das Höhere erklären?  Schwarm-Phänomene

Das Phänomen wird an einem einfachen physikalischen Modell erläutert.
Anschließend diskutieren wir über das Auftreten von Schwarm-Phänomenen in der unbelebten und belebten Natur bis hin zur Ausbildung von Intelligenz.
Können wir uns diese Phänomene zu Nutze machen und auf diese Weise künstliche Intelligenz konstruieren?


Mittwoch, 18.04. und 25.04. 2018  Dr. Gero Zimmermann, München

Die Philosophie des Geistes

  1. Wie kann die physikalische Welt mentale Erlebnisse hervorrufen (Körper-Geist-Problem)
  2. Wie können Absichten Bewegungen unserer Glieder auslösen (Problem der mentalen Verursachung)
  3. Wie können sich Gedanken und Absichten auf Sachverhalte der Welt beziehen, also einen Inhalt haben (Problem der Intentionalität)

In zwei Vorträgen wird sich der Referent mit den philosophischen Fragen in diesem Zusammenhang auseinandersetzen und eigene Antworten hierzu zur Diskussion stellen.

Teil 1 (18.04.2018)   Das phänomenale Bewusstsein (Qualia Problem)

Beim phänomenalen Bewusstsein geht es um die Frage, wie subjektives Erleben aus Gehirnzuständen (mentalen Zuständen) hervorgeht und wie es sich anfühlt, solche Erlebnisse zu haben. Kernfragen sind hierbei:

warum werden manche Gehirnzustände bzw.-aktivitäten bewusst, andere aber nicht?
wie können Gehirnzustände subjektive Wahrnehmungen (Sinneswahrnehmungen und Gefühle) hervorbringen?
wie kann man die Wechselwirkung zwischen Geist und Materie erklären? Sind dies zwei getrennte Einheiten (Position des Dualismus) oder zwei getrennte Sichten auf dasselbe Phänomen (Monismus)?
Haben auch Tiere ein phänomenales Bewusstsein (bewusste Wahrnehmungen und Gefühle) und ggf. ab welcher Entwicklungsstufe?
Können nur fleischliche Gehirnneuronen ein phänomenales Bewusstsein hervorbringen oder ggf. auch technische Neuronen (in Computerchips)
wie kann man erkennen, ob ein System (Lebewesen oder künstliches System) über ein phänomenales Bewusstsein verfügt? Phänomenales Bewusstsein wird aus der Innenperspektive subjektiv erlebt und ist daher für die Wissenschaft (Hirnforschung) unzugänglich, die die Phänomene nur aus der Außenperspektive sieht.
Zu diesen Fragestellungen werden verschiedene philosophische Positionen vorgestellt und die mit ihnen verknüpften offenen Fragen (Erklärungslücke). Diese sind:

  1. Materialismus/Physikalismus (Versuch, den Geist aus physikalischen Prozessen abzuleiten)
  2. Funktionalismus (Versuch, den Geist aus Gehirnfunktionen / das Gehirn als Automat abzuleiten)
  3. Epiphänomenalismus (Geist als Begleiterscheinung von Gehirnprozessen ohne Einwirkung auf diese Prozesse)
  4. Neodualismus (These des Referenten: geistige Inhalte sind Informationen und der Geist verhält sich zur Materie so wie die Information zum Informationsträger)

Teil 2 (25.04.2018) Selbstbewusstsein

Beim Selbstbewusstsein geht es um die Frage, wie wir uns unserer selbst bewusst werden können.

In dem Vortrag wird versucht, diese philosophische Frage vornehmlich aus Sicht der Verhaltensforschung und der Entwicklungspsychologie des Kindes zu beantworten.

Dabei werden verschiedene Stufen der Entwicklung von Selbstbewusstsein (in Anlehnung an den Gehirnforscher Antonio Damasio) vorgestellt:

  1. Phänomenales Bewusstsein als Voraussetzung für Selbstbewusstsein
  2. Kernbewusstsein
  3. Erweitertes Bewusstsein und autobiographisches Gedächtnis
  4. Soziales Bewusstsein (These des Verfassers)

Dann wird diskutiert, wie die Fähigkeit von Selbstbewusstsein geprüft werden kann (reicht es schon aus, wenn man sich im Spiegel erkennt?). Was sind notwendige und hinreichende Bedingungen für Selbstbewusstsein?
Lassen sich auch künstliche Systeme mit Selbstbewusstsein bauen? Hat Hondas humanoider Roboter ASIMO Bewusstsein?