Die Reihe „Kunstwerk des Monats“ beginnt wie immer mit einer Hommage an einen verstorbenen Künstler – und jetzt zum ersten Mal an eine verstorbene Künstlerin: Im Januar ist eine Arbeit der Bildhauerin Ilse von Twardowksi in Berg zu sehen. Ilse Beatrix Amalia von Twardowski-Conrat wurde 1880 in Wien geboren. Ihr Vater war der jüdische Kaufmann Hugo Conrat, der mit seiner Familie zum evangelischen Glauben konvertiert war. Ihr großbürgerliches Elternhaus war ein Künstlertreffpunkt, in dem Johannes Brahms ein regelmäßiger Gast war. Von 1898 bis 1901 wurde Ilse Conrat von dem Bildhauer Charles van der Stappen in Brüssel ausgebildet, wo sie unter anderem mit dem Jugendstil-Architekten Victor Horta Freundschaft schloss. 1903 gestaltete sie das Grabmal für Johannes Brahms auf dem Wiener Zentralfriedhof, 1910 war sie Vizepräsidentin der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs und Mitorganisatorin der Ausstellung „Die Kunst der Frau“ in der Secession. Im selben Jahr heiratete sie den preußischen Offizier Ernst von Twardowski, mit dem sie nach zahlreichen Reisen ab 1914 in München lebte.
Ilse von Twardowski feierte internationale Erfolge als Bildhauerin und war eine gefragte Porträtistin. Erst nachdem ihr die Aufnahme in die NS-Reichskammer der bildenden Künste verweigert wurde, versuchte sie, sich im damals abgelegenen Waldtrudering in die innere Emigration zurückzuziehen. Als sie im August 1942 deportiert werden sollte, wählte sie den Freitod.