Der senegalesische Wirtschaftswissenschaftler Felwine Sarr beendet sein 2019 auch auf Deutsch erschienenes Buch „Afrotopia“ mit einem Appell zu einer kulturellen Revolution auf der Basis traditioneller afrikanischer Werte. Damit könne Afrika, wie zu Beginn der Menschheit, wieder zum „spirituellen Zentrum der Welt“ werden.
Am sog. „Postkolonialen Diskurs“, der die Orientierung am westlichen Entwicklungsmodell kritisiert, beteiligt sich auch der kamerunische Philosoph Achille Mbembe. Dieser (Autor u.a. von „Kritik der schwarzen Vernunft“) stellt fest, Europa sei müde geworden und repräsentiere mittlerweile „eine Welt nachlassender Lebenskraft“. Afrika solle seinen Blick „auf etwas Neues“ richten, „die Bühne betreten“ und für sich selbst und die gesamte Menschheit „neue Zeiten anbrechen“ lassen. Mbembe vertritt eine „Ethik des Passanten“, da der Mensch nicht von Geburt, Herkunft oder Rasse determiniert und an einen Ort der Welt gebunden sein dürfe.
Mit ihren kosmopolitischen Ideen scheinen die afrikanischen Intellektuellen mit Gedanken zu korrespondieren, die wir von Immanuel Kant („Weltbürgerrecht“) und Jürgen Habermas kennen, der gerade die Deutschen in einer „Pflicht zum kosmopolitischen Denken“ sieht und die „Einbeziehung des Anderen“, unabhängig von seiner nationalen Herkunft fordert. –
Der Afrika-Experte Hans-Josef Beth wird die revolutionären Thesen von Sarr und Mbembe vorstellen und sie mit Blick auf die wirtschaftlichen und politischen Realitäten in den afrikanischen Ländern diskutieren. Hans-Josef Beth ist Jurist, Afrikanist und ehemaliger Abteilungsleiter des Bundenachrichtendiensts. Er hat 13 Jahre in Ländern des südlichen, westlichen und östlichen Afrikas gelebt.