Erzählte Erinnerungen vom Ostufer
Der Kulturverein Berg und das Archiv Berg veranstalten gemeinsam mit „Münsinger Lesungen“ eine Lesung mit Musik
am
26.04.2024 um 19:00 Uhr im Rittersaal im Schloss Kempfenhausen.
Veronika Kreuzhage, Helena Grasl, Max Schmid, Johannes Bernwieser und Bettina Hecke lesen Auszüge aus dem Buch Chronik Münsing Band 3.
Die musikalische Umrahmung gestalten Alois Brustmann und Heinz Rothenfußer.
Der Berger Bürgermeister Rupert Steigenberger wird ein Grußwort sprechen.
Eintritt: 12 €
Ticketvorverkauf in der Buchhandlung Schöner Lesen in Berg
Kartenreservierung unter mailto:schad.kulturverein@gmx.de
Zum Buch:
Der dritte Band der Chronik-Reihe der Gemeinde Münsing befasst sich mit dem Kriegsende und der Nachkriegszeit am Ostufer des Starnberger Sees. Die Erzählungen der Zeitzeuginnen und -zeugen – sowohl Bauern als auch Villenbewohner –, die diese besonderen Jahrzehnte erlebt haben, zeichnen ein sehr persönliches Bild jener Zeit. Es geht in diesem Band nicht um Daten und Zahlen, sondern um Ereignisse und die damit verbundenen individuellen Schicksale, Emotionen und Auswirkungen auf das Leben der Befragten.
Das Buch führt uns in eine Welt des sparsamen Wirtschaftens und Zusammenhaltens. Die persönlichen Geschichten stehen stellvertretend für eine Zeit, in der nach den Leiden des Krieges alles im Aufbruch war. Die Ostufer-Gemeinden haben mit mutiger Pionierarbeit und viel Fleiß einen Weg beschritten, der über Jahrzehnte hinweg einen heute scheinbar selbstverständlichen Wohlstand verschafft hat. Große Teile unserer Infrastruktur und unsere demokratische Kultur sind in dieser Zeit entstanden.
Auch die Heimatvertriebenen, Kriegsheimkehrer und Gastarbeiter haben mitgeholfen, dieses Land neu zu gestalten. Viele konnten sich noch ihr kleines Haus leisten, weil es in Eigenleistung und mit Unterstützung von Freunden, Nachbarn und Verwandten Stein für Stein gebaut wurde – neben oder nach der täglichen harten Berufsarbeit und ohne viel technisches Gerät – auf erschwinglichen Grundstücken, die ihnen dafür zugewiesen wurden, was den damaligen Landwirten und Bürgermeistern zu verdanken ist. Diese Entwicklung hat unsere Dörfer rund um den See geprägt und lebendig gemacht. Das anpackende Miteinander war die Keimzelle des Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit.
25 Bürgerinnen und Bürger der Jahrgänge 1924 bis 1942 aus der Gemeinde Münsing wurden in persönlichen Interviews über ihre frühen Erinnerungen befragt. Die Interviewten sollten dabei weitgehend frei erzählen, wobei ein vorher im Chronik-Team abgestimmter Fragenkatalog den roten Faden bildete. So entstanden sehr persönliches Zeugnisse einer Zeit, die von Verlust und Schmerz durch den Zweiten Weltkrieg, den Umgang mit den Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen, dem Eintreffen und der Integration von Vertriebenen aus dem Osten und dem hoffnungsvollen Neustart des Lebens in den 50er Jahren geprägt war.
Die Erzählungen führen uns wie in einer Zeitreise zurück in eine Lebenswirklichkeit, die unwiderruflich verschwunden ist. Dies wird auch durch eine reiche Bebilderung mit Fotografien aus dem persönlichen Fundus der Interviewten veranschaulicht.
Aufgrund der Corona-Pandemie, während der keine Interviews geführt werden konnten, verzögerte sich das Projekt, sodass einige der befragten Zeitzeugen mittlerweile verstorben sind. Ihr Andenken lebt weiter in diesem Buch.
Die Interviews wurden größtenteils ehrenamtlich von Bettina Hecke, Ernst Grünwald, Man- fred Hummel, Gerhard Metzger und Fritz Wagner geführt. Redaktion, Gestaltung und Produktion bis zum Druck lag in den Händen des Ambacher Verlags. Fachlich betreut wurde das Buch wie bereits die ersten zwei Bände in ebenfalls ehrenamtlicher Arbeit durch den Historiker Dr. Johannes Bernwieser im Auftrag der Gemeinde Münsing.
Auch in der Gemeinde Berg entsteht ein ähnliches Projekt. Heinz Rothenfußer hat dazu bereits zahlreiche Interviews geführt und sammelt weiter Stoff für ein Buch über die persönlichen Erinnerungen der Berger Bürgerinnen und Bürger.
Die Bücher werden dort zu einem Preis von 25 Euro zu erwerben sein. Des Weiteren gibt es die Bücher in Berg bei der Buchhandlung Schöner Lesen, in Münsing bei Edeka und Bäckerei Krümel und Korn sowie direkt beim Ambacher Verlag oder über den Webshop.
Hier ein Nachbericht:
Bis auf den letzten Platz ausverkauft war die Lesung aus dem dritten Band der Münsinger Chronik (erschienen im Ambacher Verlag) letzten Freitag im Rittersaal – so viele Personen wollten sich “Erzählte Erinnerungen vom Ostufer – Kriegsende und Nachkriegszeit” anhören. Es war eine gemeinsame Veranstaltung von Kulturverein Berg e.V., Archiv Berg und Münsinger Lesungen.
Veronika Kreuzhage, Helena Grasl, Dr. Johannes Bernwieser
Abwechselnd lasen Max Schmid, Veronika Kreuzhage, Helena Grasl aus den Erinnerungen von 25 Interviewten. Veronika Kreuzhage hatte selbst Texte beigesteuert, einige andere Interviewpartner und Autor:innen waren im Publikum.
Ganz links Max Schmid, stehend Bettina Hecke
Die Interviews waren von Bettina Hecke, Ernst Grünwald, Manfred Hummel, Gerhard Metzger und Fritz Wagner geführt worden, größtenteils ehrenamtlich. Fachlich betreut wurde das Buch wie bereits die ersten zwei Bände in ebenfalls ehrenamtlicher Arbeit durch den Historiker Dr. Johannes Bernwieser im Auftrag der Gemeinde Münsing. Einige Zeitzeugen sind mittlerweile leider schon verstorben – zuletzt der bekannte Regisseur Percy Adlon, der als Gast erwartet worden war. Er aß als Kind so gerne die Dampfnudeln in Ambach …
Alois Brustmann und Heinz Rothenfußer
Für das musikalische Futter sorgten Alois Brustmann und Heinz Rothenfußer – es wurde Gitarre gespielt und Saxofon, es wurde deutsch und jiddisch gesungen, es gab amerikanischen Swing, bayerische Jodler und die Capri-Fischer mit Publikumsbeteiligung.
Unter den Gästen: Rupert Steigenberger, Erster Bürgermeister von Berg, und Josef Strobl, Zweiter Bürgermeister von Münsing (Foto: Angela Schuster)
Bergs Erster Bürgermeister Steigenberger sprach zuvor das Grußwort, die Begrüßung der Gäste übernahm Bergs Dritte Bürgermeistern und Kulturvereinsvorsitzende Elke Link. Münsings Zweiter Bürgermeister Josef Strobl war ebenso zu Gast wie die Kreis- und Bezirksrätin Martina Neubauer. Auch Gäste aus der literarischen Welt waren da – Johano Strasser und Franziska Sperr aus Berg und Antatol Regnier aus Ambach, der in dem Buch auch erwähnt wird – Sabine Kaltwasser etwa kam als Flüchtlingskind mit dem Schiff nach Ambach und wurde im Haus der Familie von Bäuerin Liesl untergebracht, wo auch die Regniers wohnten.
Einige Reaktionen: “Absolut Spitze, Gratulation”, “wir waren überwältigt”, “Ich freue mich auf weitere Einladungen”, “Glückwunsch zu dem sehr gelungenen, berührenden Abend”.
Der Berger Archivar und Gemeinderat Heinz Rothenfußer arbeitet an einer ähnlichen Chronik für Berg – er hofft auf interessante Beiträge – melden Sie sich gerne bei ihm!